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Gerade im Kontrast zu der Tristesse, die das diesjährige Wimbledon-Turnier aus deutscher Sicht zu bieten hat, wirkt es fast unwirklich, was sich vor genau 30 Jahren an der Church Road abspielte. Die Erfolgsgeschichte des deutschen Tennis in den 80er- und 90er-Jahren kulminerte an einem einzigen Tag im Jahre 1989 mit den Endspielerfolgen von Steffi Graf und Boris Becker.
Der Höhepunkt des deutschen Tennis-Booms der 80er und 90er
Graf und Becker waren auch schon in den Jahren davor extrem erfolgreich gewesen, der Tennis-Boom in der Heimat war im vollen Gang, überall im Land (das damals noch die alte BRD war) entstanden seit dem Wimbledon-Sieg Beckers 1985 neue Tennisclubs. Und trotzdem musste man oft lange warten und viel Geld zahlen, um Mitglied eines solchen zu werden, weil der Andrang einfach zu groß war.
Die zahlreichen Erfolge der beiden „Wunderkinder“ hatten das ausgelöst. Becker hatte sich den Titel in London 1986 gleich noch ein zweites Mal geholt, Graf eilte spätestens seit 1987 von Erfolg zu Erfolg, hatte schon sechs Grand-Slam-Titel auf der Haben-Seite, die vier des Golden-Slam-Jahres 1988 inklusive.
Graf und Becker reisten 1989 "hungrig" nach Wimbledon
Beide reisten aber auch hungrig auf Erfolg zum wichtigsten Tennisturnier des Jahres 1989. Becker hatte im Vorjahr im Endspiel erstmals eine Schlappe hinnehmen müssen, als er dem Schweden Stefan Edberg für ihn sehr enttäuschend in vier Sätzen unterlag. Und Grafs Erfolgsserie bei den vier großen Turnieren war just ein paar Wochen zuvor abrupt gerissen, weil ihr die Spanierin Arantxa Sanchez-Vicario den Titel in Roland-Garros in drei Sätzen weggeschnappt hatte.
Durch das Turnier in Wimbledon spazierten die beiden deutschen Weltstars dann aber problemlos Richtung ihrer Endspiele. Becker gab nur im Halbfinale gegen den an Nummer eins gesetzten Ivan Lendl einen Satz ab, Graf spielte sich sogar ohne Satzverlust ins Finale.
Noch kein Dach in Wimbeldon - beide Endspiele finden am Sonntag statt
Dass der endgültige Triumph der beiden dann am selben Tag stattfinden sollte, war dem englischen Wetter geschuldet. Regen hatte verhindert, dass das Damen-Endspiel wie gewohnt am Samstag stattfinden konnte – von einem verschließbaren Dach über dem Centre Court war man damals in London noch Jahrzehnte entfernt, so etwas gab es ausschließlich seit Anfang des Jahres über dem nagelneu gebauten Stadion von Melbourne.
Verkehrte Welt: Steffi ungewohnt emotional - Boris kühl und konzentriert
So trat dann am Sonntag zuerst Steffi Graf gegen Martina Navratilova an, die den Titel zum dritten Mal in Folge im letzten Spiel des Wettbewerbs unter sich ausspielten. Es sollte einer der emotionalste Siege Grafs werden, die Navratilova mit 6:2, 6:7, 6:1 niederrang und dabei ganz gegen ihre sonstige eher kühle Art auf dem Platz während und nach der Partie viele Gefühle zeigte. Tränen inklusive.
Im krassen Gegensatz dazu hielt der sonst oft so feurige Boris Becker seine Emotionen im anschließenden Herren-Finale komplett im Zaum, zerlegte Stefan Edberg hochkonzentriert in drei Sätzen mit 6:0, 7:6, 6:4. Die Revanche für die Vorjahres-Niederlage war geglückt, der deutsche Triumph perfekt. Danach präsentierten Graf und Becker gemeinsam der internationalen Presse ihre Pokale. Bilder, die um die Welt gingen.
Der letzte Sieg für Boris
Für Boris Becker war der Sieg von 1989 tatsächlich der letzte in Wimbledon. Er sollte zwar noch dreimal das Endspiel erreichen, zog aber 1990, 1991 und 1995 jeweils den Kürzeren. Steffi Graf dagegen konnte das Turnier noch fünfmal gewinnen und machte unter anderem dabei 1991 zusammen mit Michael Stich einen zweiten rein deutschen Erfolg in den Einzelwettbewerben perfekt. Allerdings eben nicht am gleichen Tag. So wird der 9. Juli 1989 einzigartig in der deutschen Tennisgeschichte bleiben.
(Bild © imago images/ Norbert Schmidt)
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